Presse

Oratorienchor Heidenheim Mozarts letzte Noten:

Das Requiem in der Heidenheimer Pauluskirche

Der Oratorienchor Heidenheim gefiel mit einer selbstbewussten Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem.

Requiem: der Oratorienchor, die Gesangssolisten und das Ensemble "Jadis" unter der Leitung von Ulrike Blessing in der Pauluskirche.

Die „Zauberflöte!“, „La clemenza di Tito“, das Klarinettenkonzert; Mozart hatte alle Hände voll zu tun, als er zudem auch noch über dem Requiem saß. Der Zeitdruck war groß. Und nicht nur der. Längst brauchte Mozart das Geld, das er nicht mehr im Überfluss besaß. Und für seine Gattin Constanze galt das nicht minder. Deshalb konnte, als Mozart darüber starb, seine letzte Komposition nicht unvollendet bleiben. Die Hälfte eines satten Honorars dafür war bereits ausbezahlt worden. Um auch den Rest zu erhalten, musste Constanze Mittel und Wege finden, das Requiem fertigzustellen.

Wer daran letztlich alles beteiligt war, ist selbst bis heute nicht vollends geklärt. Vor allem aber war es Franz Xaver Süßmayr, Mozart-Schüler und, sehr wahrscheinlich, Constanzes Liebhaber. Von ihm stammt die lange Zeit Mozart und dessen „Vorahnungen“ zugeschriebene mysteriöse Datierung (1792!) auf der ersten Seite der Partitur. Und von ihr stammt das nebulöse Ablenkungsmanöver mit dem „grauen Boten“, der die Entstehungsgeschichte des Requiems lange Zeit so gruselig, spannend und undurchsichtig zugleich machte.

 

Der betrogene Betrüger

Denn man darf wohl davon ausgehen, dass Wolfgang und Constanze wussten, wer die Komposition bestellt hatte. Für den Vertrag war sogar ein Anwalt eingeschaltet worden. Und die Kundschaft war Franz von Walsegg, ein in der Wiener Komponistenszene bekannter Graf, der bei anderen Musik kaufte, um sie dann als die seine auszugeben. Ein solch heimliches Geschäft lohnte sich immer für beide Seiten, weshalb selbstverständlich nicht offen darüber geredet wurde. Wobei die als Witwe sofort geschäftstüchtige und an einer mit Legenden und Täuschungen umrankten Marke Mozart arbeitende Constanze es dennoch fertigbrachte, ebenso den Betrüger zu betrügen. Indem sie vertragswidrig Abschriften auch anderweitig verkaufte.

Zu viel Geschichte? Hoffentlich nicht. Aber nun zur Musik. Wolfgang Amadeus Mozart, das Requiem. Köchelverzeichnis 626. Danach kommt nichts mehr. Wobei die letzten Noten, die der Komponist von eigener Hand zu Papier brachte, die der ersten acht Takte des Lacrimosa sind. Wenig war instrumentiert, deutlich mehr skizziert. Nun ja. Am Ende wurde daraus mit all dem Drum und Dran eine knappe Stunde für die Ewigkeit. Insofern passte es in jeglicher Hinsicht, dass am vergangenen Samstag, dem Vorabend des evangelischerseits Ewigkeitssonntag gerufenen Totensonntags, in Heidenheims Pauluskirche der Oratorienchor Mozarts Requiem aufführte.

Größtmöglicher Kontrast

Sehr selbstbewusst aufführte. Das war das, was von vornherein auffiel am Samstagabend. Hier war nicht nur gut einstudiert worden, sondern deutlich mehr als nur der Wille zur Gestaltung spürbar. Und Chordirektorin Ulrike Blessing gelang gleich zu Beginn ein, wenn man das so sagen darf, feines kleines Täuschungsmanöver. Denn konnte man zunächst vermuten, die sich vor allem im Tempo manifestierende leichte Zurückhaltung insbesondere im Introitus sei Programm, so arbeitete Ulrike Blessing hier lediglich auf einen größtmöglichen Kontrast zum „Dies irae“ hin, dessen Sturm dann tatsächlich auch geradezu überfallartig einsetzte.

 

Bei anschließend angenehm straffem Tempo und souveränem Dirigat gestaltete der Oratorienchor diese ja geradezu romantische Tondichtung mit kontrolliert geführtem Eifer und spürbarer Anteilnahme und Freude am Gelingen, was die diesem Werk auch vergleichsweise tiefer als tief innewohnenden Schwermut und das alles durchziehende Dunkel durchaus etwas aufhellte. Wenn oft und mit Recht darauf hingewiesen wird, dass das Mozart-Requiem ohne tröstlichen Durchblick auf das Licht der Ewigkeit bleibe, so handhabte der Oratorienchor dies am Samstag – und zwar alles andere als unangenehm – mal leicht anders. Sehr angenehm auch, dass die rein anzahlmäßig bedingte Übermacht der weiblichen Stimmen zwar nicht unbemerkt bleiben konnte, dennoch der Chor und die Darbietung als Ganzes immer als in der Balance wahrgenommen werden durften.

46 berühmte Takte

Mit I Chiao Shih (Alt), Maryna Zubko (Sopran), Michael Roman (Bass) und Markus Francke (Tenor) waren sichere Solisten angetreten, wobei die taiwanesische Mezzosopranistin etwas herausragte, wohingegen sich die Stimmfarbe des Tenors beim Einsatz aller Solokräfte nicht immer uneingeschränkt in die Mischung fügen wollte. Immer auf der Höhe: das Emseble „Jadis“, das die besonderen Merkmale dieser auf herbes Streicherkolorit setzenden und unter anderem ja auf sämtliche hohen Lagen der Holzbläser oder auf warmen Hörnerklang verzichtenden Orchesterpartitur eindeutig herauszuarbeiten verstand.

Sagten wir, nach dem Requiem, nach Köchelverzeichnis 626 käme nichts mehr? Am Samstag schon. „Ave verum corpus“, Köchelverzeichnis 618, ein Werk aus dem letzten Frühling des Meisters, 46 berühmte Takte, die er für Fronleichnam 1791 dem Schullehrer Anton Stoll nach Baden übereignet hatte, nebst einem launigen Brief übrigens, in dessen Postscriptum der alte Scherzkeks Mozart den alten Bekannten wissen ließ: „Dies ist der dümmste Brief, den ich in meinem Leben geschrieben habe, aber für Sie ist er just recht.“

Das Werk ist mit „sotto voce“ überschrieben, also „unter der Stimme“ zu singen, mit äußerster Zurückhaltung in dynamischer Hinsicht. Leicht gesagt, schwierig umzusetzen, insbesondere, wenn nach vollbrachter Requiemtat die Anspannung womöglich schon der Freude darüber gewichen ist und diese sich spätestens zur zweiten Strophe Bahn bricht. Mit Fug und Recht, wir sagten das schon. Also: Machte das was? Eigentlich nicht. Großer Applaus.

 Das nächste Projekt des Heidenheimer Oratorienchors wird im Mai 2023 Felix Mendelssohn Bartholdys „Elias“ sein.

(Quelle: HZ Heidenheim Manfred F. Kubiak)

 

Benefizkonzert für die Palliativmedizin:

Oratorienchor Heidenheim beeindruckt

auch beim zweiten Mal

Es lag sicher nicht nur am Benefizgedanken, dass das Konzert des Oratorienchors für die Palliativmedizin in Heidenheim das Publikum begeisterte.

 
Benefizkonzert des Heidenheimer Oratorienchors begeistert in der Christuskirche

 (Quelle: HZ Marita Kasischke)

Weiterlesen mit der HZ

 

Uraufführung in der Pauluskirche Heidenheim:

Oratorienchor Heidenheim beendet

konzertantes Schweigen

Der Oratorienchor Heidenheim sorgte mit einer glänzenden Uraufführung eines Werks von Timo Handschuh für ein kleines, feines Konzertstündchen in der Pauluskirche

Konzert des Oratorienchor in der Heidenheimer Pauluskirche

Weiterlesen mit der HZ

 

 

"Oratorienchor probt in Ochsenhausen"

(Heidenheimer Zeitung vom 25. Februar 2017

http://ezeitung.hz-online.de/storage/epapage/4/9/8/94894_normal_MLsn0TxbBj.pdf

 

"Lange Chornacht: Auch nach vier Stunden munter"

(Heidenheimer Zeitung vom 12. Dezember 2016)

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/lange-chornacht_-auch-nach-vier-stunden-munter-14137289.html

 

 

Die Majestät von Werk und Darbietung - Oratorienchor Heidenheim

führt in Christkönig Mergelstetten Bachs Johannespassion auf 

(Heidenheimer Zeitung vom 15.März 2016)

Aufführungen des Oratorienchors Heidenheim versprechen immer etwas Besonderes und man wurde am Sonntagabendbei der Johannespassion von Johann Sebastian Bach  in der Christkönigskirche in Mergelstetten nicht enttäuscht. Ulrike Blessing beeindruckte mit einem unaufgeregten, aber präzisen Dirigat, wobei sie sich auf das Können ihrer Choristen verlassen konnte. Dem Ensemble Jadis war es zudem zu verdanken, dass ein auch instrumental authentischer barocker Gesamtklang entstehen konnte, nicht nur wegen der Instrumente aus dieser Zeit. Die gewaltige, aber fein klingende  Barocklaute  sei hier nur stellvertretend erwähnt. Energiegeladen, dynamisch weitgefächert , mit hoher Sicherheit bei Intonation und Phrasierung arbeitete der Chor mit einem angenehmen, flotten Tempo . Schwerarbeit wartete auf die Solisten und Alexander Yudenkov mit seinem ausdrucksstarken, griffigen Tenor hatte hier als Evangelist die Hauptlast zu tragen und er tat dies mit souveräner Stimmführung und agilem Zusammenwirken mit dem Chor. Die Sopranstimmen kamen kraftvoll und beweglich, Tenöre und Bässe hatten Substanz und Kontur. Gelegentliche Taktverschleppungen  waren zwar zu bemerken, aber diese änderten nichts am respektablen Gesamteindruck dieses engagierten und feinsinnig arbeitenden Chores. Das dreimalige „Herr“ des Eingangschores kam nicht zu wuchtig und die kreisenden Sechzehntelfiguren der Violinen , die ergreifenden Flöten-und Oboenlinien  schufen eine bedrückende Atmosphäre. Höhepunkte waren die Choräle, die mit differenziertem wie leidenschaftlichem Impetus dargeboten wurden. So kam der Schlusschor mit fast elementarer Gewalt, doch das Geschehen  wurde weitgehend vom beweglichen, metallisch klingenden Tenor bestimmt. Eine unerschöpfliche Bild-und Ausdruckskraft etwa lag in den chromatischen Melismen bei „und ging hinaus und weinte bitterlich“ und die punktierten Rhythmen bei der Beschreibung der Geißelhiebe hatten etwas Unheimliches. Substanzreich kam der Alt von Kathrin Koch beider Aria „Von den Stricken meiner Sünden“. Johanna Zimmers klarer Sopran kam ohne Vibrato bei „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten“. Alle wussten die Spannung bei dem Passionsgeschehen zu halten und der Dialog von Pilatus, vom Solo-Bassisten Michail Shashkov druckvoll und dynamisch dosiert vorgetragen mit Jesus hatte eine klangstarke Intensität. Peter Grevatt sang die Jesusworte mit einem samtenen, sauber geführten  Bariton, der bedrückend  dramatische Züge in das Geschehen legen konnte. Die akzentfreudige Artikulation des Chores bei den emotional bewegenden Schreien der blutgierigen Menge hatten etwas Beklemmendes .Der harmonische Untergrund bei den Rezitativen wurde von der klangschönen Truhenorgel  mit viel Feingefühl  geliefert und sie zeigten die Souveränität des Harmonikers Bach. Die Turba-Chorpartien, etwa bei „Lässest du diesen los“ kamen mit enormer Intensität und die scharfzackige, auf-und abwärtsheulende Thematik bei „Wäre dieser nicht ein Übeltäter“ drückten Hass und Wut präzise und leidenschaftlich aus, so auch bei „Nicht diesen, sondern Barrabam“.  Sarkastisch kam der Chor der Kriegsknechte, die um Jesu Rock würfelten zu den Dreiklangfiguren des Cellos, die den Würfelvorgang ironisch beschrieben. Die bedrohlichen „Kreuzige“-Rufe im dissonierenden Intervall der Septime oder der Sekunde und die Gegenstimmen , die sich am Ende zu gesteigerten Koloraturen verschmelzen zeigten die Fähigkeit des ORA, situationsgerecht und mit hymnischer Emphase die dynamischen Ausprägungen darzustellen . Bewegend kam die Aria zwischen Bass und Chor bei „Eilt, ihr angefochtnen Seelen“ mit dem kadenzierenden Ruf „Nach Golgatha“ und eine herrlich freie Altstimme erklang bei dem in D-Dur triumphierenden „Der Held von Juda siegt mit Macht“. Kunstreich verstand der Chor, die lyrischen Elemente bei „Jesus, der du warest tot“ nach dem düsteren „Es ist volbracht“ herauszuarbeiten . Das tonmalerisch fesselnde Tenor-Arioso „Mein Herz, in dem die ganze Welt“ und die zartlyrische Sopran-Arie „Zerfließe mein Herz“ , begleitet von Flöte und Oboe hatten einen fast mystischen Zauber. Man erlebte einen Klangkörper, der mit viel stimmgestalterischen Feingefühl , gesanglicher Frische und der Fähigkeit, die dramatische Spannung zu halten ein Stück von erlesener Klangpracht darzubieten verstand. Die minimalen „Patzer“ gehören zu einem so komplexen, aufwühlenden Werk ,  doch bei dem in hoher Stimmlage und mit ausgreifender Dynamik  prachtvoll dargebotenen Schlusschoral „Ach Herr, lass dein lieb Engelein“  wurde man innerlich mitgerissen, aber auch getröstet durch die Majestät von Darbietung und Werk.

Hans-Peter Leitenberger

 

 

Auf Anhieb ein Hit

Rundum gelungen: die lange „Chornacht unterm Hellenstein“ mit drei ausverkauften Konzerten in zwei Kirchen

Was für eine wunderbare Idee, die letzte lange Heidenheimer Einkaufsnacht dieses Jahres mit einer langen Chornacht zu flankieren! Und so wälzte sich am Samstag der Strom der Kauf- und Schaulustigen nicht nur unaufhörlich von Nord nach Süd und von Süd nach Nord durch die Fußgängerzone, sondern spielte die Musik buchstäblich auch links und rechts der Hauptstraße, wo binnen knapp fünf Stunden die Michaelskirche und, dies gleich zweimal, die Pauluskirche ausverkauft waren. Die Idee der langen Chornacht, aus der Not heraus geboren, dass sich an diesem Abend gleich drei Konzerte Konkurrenz gemacht hätten, ward so in einem rechtzeitig geplanten und geschickt organisierten Miteinander zu einem Ereignis gemacht, aus dem geradezu zwangsläufig die Tugend entwickelt werden müsste, es fortan jedes Jahr zu feiern. Und dies nicht nur, weil die vorweihnachtliche Stimmung in den Kirchen so überwältigend anders als die draußen auf der Straßen war, wobei die krassen Gegensätze des Kaufrausches hier und der musikalisch-geistigen Bescherung dort durchaus einen ganz eigenen Reiz entwickelten und die Parallelität der modernen weihnachtlichen Realitäten in einem einzigen großen Bild zeigten. Nein, die Chornacht sollte auch deshalb Zukunft haben, weil der Umstand, dass sich hier Chöre kürzer als sonst halten können und nicht zu einem jeweils abendfüllenden Programm gezwungen sehen, Wege für anderes Repertoire eröffnen. Das Konzert zum Auftakt in der proppenvollen Michaelskirche stellte den Advent in den Mittelpunkt und bot den Zuhörern dazu die Möglichkeit, bei diversen Weihnachtsliedern, am Klavier begleitet von Kristin Geisler, auch mal kräftig mitzusingen. Beim Concerto 15 für zwei Solotrompeten und Kirchentrio von Valentin Rathgeber zeigten die Solisten Lorena Jäger und Niklas Knoll einen feinen, schlanken Ton, und das Kammerorchester der Musikschule spielte lebendig und versiert. Monika Zimmermann teilte sich das Dirigat mit Maddalena Ernst und Anja Speich. Alle machten ihre Sache prima, und besonders die Singklassen der Berg-und Ostschule begeisterten mit munteren Darbietungen. Spaß an der Sache hatten auch die sechs jungen Damen von „Juvenes Cantantes“, die unter anderem die schwierigen Harmonien bei Benjamin Brittens „A new year carol“ meisterten. Sauber phrasiert beeindruckte der „Cantamus“-Chor bei „Psallite unigenito“ und den klangschönen Stücken John Rutters. Johann Sebastian Bachs Kantate „Nun komm, der Heiden Heiland“ war eine besondere Herausforderung für alle Mitwirkenden, die von Orchester und Chor ebenso wie von den Solisten Rudolf Fertig, Wolfgang Heinecker und Leonie Wiedmann gemeistert wurden.

Nach knapp einstündiger Pause begann dann, wenn man so will, das „Double Feature“ in der Pauluskirche, wo zunächst der Oratorienchor Heidenheim das Singen und Sagen hatte – nach dem rein instrumentalen Vorwort des Ensembles „Jadis“ mit Arcangelo Corellis „Weihnachtskonzert“. In der Nummer acht der zwölf Concerti grossi, ausdrücklich „fatto per la notte di natale“, bahnt sich bekanntlich mit zum ersten Mal in der Musikgeschichte die Form des Violinkonzertes an, wie es nur wenig später Antonio Vivaldi als italienischer Meister aller Klassen zur Konzertreife bringen sollte. Zu Corellis Zeiten waren die Orchester mit bis zu 40 Mann und allein 18 Violinen besetzt. Beim auf alte Musik spezialisierten Ensemble „Jadis“ sind es zehn Damen und Herren bei vier allerdings exzellenten Violinen. Entsprechend weit weniger ausladend war die hierdurch angebotene Klangfarbe, die trocken, in prickelnder, sehr durchhörbarer Fahlheit serviert wurde. Vom Tempo her eher konventionell, von Corelli sind hingegen extreme Langsamkeit ebenso wie rasende Schnelligkeit auf der anderen Seite überliefert, beeindruckte „Jadis“ in Sachen Interpretation vor allem in rhythmischer Hinsicht, insbesondere in der abschließenden „Pastorale“, wich hier vom Gewohnten ab und gab so auch einen Eindruck von der Musizierpraxis des 17. Jahrhunderts wieder, wo Improvisation in allen Lagen ein alltägliches Mittel war.

Um Bläser und Pauke erweitert, in der Konfrontation mit dem Chor aber immer noch klein besetzt, begleitete das Ensemble „Jadis“ anschließend auch den Oratorienchor und in der Sache sehr sichere Solisten bei Bachs Magnificat. Ein ganz besonderer Genuss bei dieser von Ulrike Blessing sehr plastisch und auf den Punkt geleiteten Aufführung waren die im und durch den Chor auch auf die Hörer überspringenden Gefühle des Jubels und der Begeisterung, die diesem Werk geradezu greifbar innewohnen. Eine insgesamt sehr ausgewogene und überzeugende, vor allem immer in der Balance gehaltene, intensive Vorstellung, die auch auf den verschlungenen Pfaden der Melismen des Gloria nicht aus dem Tritt geriet.

„Quite Christmas“ lautete abschließend das Motto des den Schluss der Chornacht zierenden Auftritts der „Vocapella“, die zuvor schon auf dem Weg zur Pauluskirche spontan in der Fußgängerzone aufgetreten war. Den Dirigenten Marcus Bosch und Andreas Klippert gelang es, mit ebenso schwungvoller wie sensibler Zeichengebung ein klangschönes wie vielseitiges Konzert zu bringen, und der Chor samt dezent arbeitender Instrumentalgruppe bot nicht nur Adventslieder mit deutlicher Artikulation und sauberer Phrasierung, sondern wusste auch klangliche Nuancen mit kontemplativer Feinfühligkeit hervorzuheben, etwa die Vokalisen bei „Det är en Ros utsprungen“ des Schweden Sven David Sandström. Die brillante Klangsprache Benjamin Brittens bei „A Hymn to the Virgin“ kam als strahlender Glanzmoment mit sicher geführten Stimmen. Hymnisch-bewegt erklang das „Ave Maria“ in der Version des belgischen Komponisten Kristiaan van Ingelgem. Max Regers freier polyphoner Stil in „Es kommt ein Schiff geladen“ hatte unter dem griffigen Dirigat von Andreas Klippert eine bewegende Spannung, die der Chor präzise aufrechterhielt. Man war von der Vielseitigkeit der Choristen überrascht, ob es nun die hymnisch blühenden Harmonien waren oder polyphone Geflechte. Warme Klangfarben wie bei Eric Whitacres „Lux aurumque“, wo Licht und Gold mit unterschiedlichen Harmonien dargestellt wurden, aber auch sicher geführte Haltetöne und filigrane Sopranpartien kamen bewegend und pointiert. Die durchweg mit Präzision arbeitenden Sängerinnen und Sänger waren aber auch imstande, genug erfrischende Emotion und lyrisches Empfinden in ihren Gesang zu legen, dazu fähig auch zur Nuancierung und Gestaltung des Farbenreichtums vor allem der skandinavisch geprägten Stücke wie etwa Morten Lauridsens „O Magnum Mysterium“. Diszipliniert, klar und präzise kamen die Soprane und Bässe, fein abgestuft die dynamischen Ausprägungen, und die Pianopartie am Schluss hatte ein sanftes Leuchten. Glänzend kamen die sechs „Carols“ von John Rutter. Die Instrumentalisten leisteten auch hier solide Arbeit. Natürlich mussten noch Zugaben her. Am Ende „Stille Nacht“: Nicht wie oft zerdehnt, sondern kraftvoll kam die Schlichtheit dieses Weihnachts-Welthits zum Ausdruck.

Und nächstes Jahr bitte wieder eine lange „Chornacht unterm Hellenstein“. H. P. Leitenberger / M. F. Kubiak

Dezember 2015